Passend zum Pride Month ist vor ger­ade ein­mal zwei Wochen mit The Last of Us Part II ein Spiele-Block­buster erschienen, der nicht nur in die Fußstapfen eines sehr erfol­gre­ichen Vorgängers tritt, son­dern auch mit ein­er les­bis­chen Pro­tag­o­nistin aufwartet. Die Mei­n­un­gen dazu, wie das Spiel nun im größeren Kon­text der LGBTQIA+-Repräsentation in Spie­len zu bew­erten ist, gehen allerd­ings auseinander.

Auf der einen Seite loben Fans wie Kritiker*innen, dass es dur­chaus ein Meilen­stein ist, wenn ein promi­nen­ter Titel wie The Last of Us so deut­lich mit queer­feindlichen Tabus unter den AAA-Spie­len bricht und damit eine beson­ders große Gruppe Spie­len­der erre­icht. Andere war­nen davor, die les­bis­che Heldin Ellie als Höhep­unkt der LGBTQIA+-Repräsentation überzube­w­erten. Denn kleinere Indie-Spiele waren und sind hier schon lange Weg­bere­it­er. Nur weil große Stu­dios in diesem Punkt langsam nachziehen, sollte diese große Auswahl an häu­fig nuanciert­eren Indie-Titeln nicht vergessen wer­den, zumal The Last of Us auch längst berechtigte Kri­tik für prob­lema­tis­che Teile sein­er Darstel­lung von LGBTQIA+-Figuren einge­fahren hat.

Dazu kommt, dass die queere Geschichte des Gam­ings sich bis in die 70er-Jahre zurück­ver­fol­gen lässt, aber oft an den Rand gedrängt wurde und wird. Pro­jek­te wie das LGBTQ Video Game Archive doku­men­tieren diese Geschichte heute auch online. Gemein­sam mit dem Schwulen Muse­um Berlin hat das Archiv im let­zten Jahr unter dem Titel „Rain­bow Arcade” eine Ausstel­lung zu diesem The­ma organ­isiert, die ver­sucht hat, mit dem Stereo­typ von Gam­ing als Raum, den nur oder vor allem cis Män­ner beset­zen, zu brechen.

Aber auch Spieler*innen selb­st tun sich inzwis­chen immer öfter zusam­men, beispiel­sweise um den Pride Month zu feiern. Die Guild Wars 2‑Community ver­anstal­tet jährliche Pride March­es inner­halb des Spiels. In Over­watch haben Spieler*innen, als es keine offiziellen Pride-Skins oder Events gab (was sich inzwis­chen auch nicht geän­dert hat), stattdessen bewusst ange­fan­gen, häu­figer die les­bis­che Heldin Trac­er zu spie­len. Und in Ani­mal Cross­ing hat ger­ade erst eine Agen­tur mit der Unter­stützung von Nin­ten­do ein virtuelles Pride Fes­ti­val veranstaltet.

Nichts davon bedeutet, dass es plöt­zlich keine LGBTQIA+-Feindlichkeit mehr im Gam­ing gäbe oder dass ein paar Com­mu­ni­ty-Events und eine les­bis­che Pro­tag­o­nistin das ändern kön­nten. Aber all diese Impulse machen klar, dass queere Men­schen und ihre Geschicht­en in und um Spiele schon immer existiert haben. Ellie und The Last of Us Part II markieren einen weit­eren Schritt, das auch im Main­stream sicht­bar zu machen. Wirk­lich neu oder über­raschend ist diese Repräsen­ta­tion als solche aber nicht mehr. Und hof­fentlich ist Ellie früher oder später nur eine von vie­len LGBTQIA+-Protagonist*innen in Block­bustern wie The Last of Us.

 

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