Als mögliche Abstreitbarkeit (Englisch plausible deniability) wird eine rhetorische Strategie umschrieben, die verschiedene Formen annehmen kann. Sie zielt darauf ab, dem Sprechenden eine Möglichkeit zu bieten einerseits extremistische Aussagen zu machen und gleichzeitig zu behaupten, dass er/sie diese sich nicht zu eigen machen würden. Dazu können unterschiedliche rhetorische Mittel eingesetzt werden. Ihnen ist allen gemeinsam, dass sie einen mehr oder weniger glaubhaften Grund bieten, aus dem der/die Sprechende die Aussage getroffen haben könnte.
Vage Aussagen, Umschreibungen für rechtsextreme Themen oder allgemein verwendete Synonyme können bereits diesem Zweck dienen. Es ist beispielsweise in rechtsextremene Kreisen verbreitet über „Globalisten” oder „Globalismus” zu sprechen, um damit Bezug auf antisemitische Verschwörungstheorien zu nehmen. Da diese Begriffe auch in anderem Kontext und von anderen politischen Akteuren genutzt werden, ermöglicht es dem/der Sprechenden gegebenenfalls, eine Verbindung zu antisemitischen Gedankengut abzustreiten.
Ebenfalls verbreitet ist das Mittel des „Fragenstellens” (Englisch „just asking questions”): Hierbei wird eine offensichtlich extremistische Aussage als Frage formuliert. Dieses Mittel hat im Wurzeln im Bereich der Holocaustleugnung, wo es dazu dient die historischen Fakten des Holocaust anzuzweifeln, wobei Neugier und „wissenschaftliche Gründlichkeit” als Deckmantel dienen, um die Absichten des Sprechenden zu verschleiern. Inzwischen ist dieses rhetorische Mittel auch in anderen Themenbereichen angekommen, die nichts mehr mit Holocaustleugnung zu tun haben.
Auch die Strategie des „Es war nur ein Witz” (Englisch „just joking” oder „it was just a joke”) gehört in das Umfeld der „möglichen Abstreitbarkeit”. Im Gegensatz zu den vorher genannten Mitteln handelt es sich hierbei weniger um ein strategisch eingesetztes Mittel, sondern vielmehr um eine nachträgliche Rechtfertigung für beispielsweise rechtsextreme Aussagen oder die Verwendung diskriminierender Sprache. Mit der Begründung, dass eine Aussage nur als Witz gemeint gewesen sei, versucht der*die Sprechende Verantwortung für die von ihm/ihr gemachten Aussagen abzustreiten.
„Mögliche Abstreitbarkeit” ist nicht auf diese Mittel begrenzt, sondern kann auch noch andere Formen annehmen. Gemeinsam ist ihnen allen, dass der/die Sprechende versucht, die persönliche Verantwortung für gemachte Aussagen zu minimieren und trotzdem extremistisches Gedankengut zu verbreiten.
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